Dem Himmel zu nah

Dokumentarfilm von Annina Furrer, 92 & 55 Minuten, 2016

Synopsis

Ausgehend von ihrer eigenen bewegten Familiengeschichte, spürt Annina Furrer unserem Verhältnis zu Tod und Freitod nach und dringt dabei zu universellen Fragen unserer Verantwortung dem eigenen Leben gegenüber vor.
Angestossen durch das Schicksal ihrer Geschwister, die sich beide das Leben genommen haben, lotet die Filmerin den Handlungsspielraum von Angehörigen aus, die mit Anteilnahme und Liebe während Jahren versuchen, auf ihre Nächsten einzuwirken. Wie weit reicht ihr Einfluss auf das Leben ihrer Nächsten? Sind ihnen die Grenzen nicht viel enger gesetzt als sie vermuten?
Ausgangspunkt ihrer persönlichen Recherche ist zunächst die Frage, wie es soweit kommen kann, dass Menschen im Leben keinen Sinn mehr sehen. Die Diskussion mit Familienmitgliedern und Weggefährten ihrer Geschwister führt zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema Tod, dem Bild, das wir uns von ihm machen und unserem belasteten Umgang damit. Doch je weiter Annina Furrer in diese Richtung vordringt, desto mehr tritt ihr das Leben entgegen – in seiner rätselhaften, sowohl abgründigen wie auch liebenswerten Farbigkeit.

Preise

2016 Zürcher Filmpreis

Presse

«Vielleicht verleiht gerade der bisweilen unmögliche Versuch, in Worte zu fassen, verstehen zu wollen, was immer unverständlich bleiben wird, Furrers schmerzhaft authentischer Spurensuche eine so grosse emotionale Kraft. Auch wenn, wie ihr von der Familie getrennt lebender Vater in einer der ersten Szenen des Films seine Absage an einer Mitwirkung begründet, «sich in der Ergriffenheit vor dem Geheimnis des Todes das Unsagbare nicht zerreden lässt». Annina Furrers bewundernswert grosser Mut, genau das gewagt zu haben, macht aus «Dem Himmel zu nah» einen eminent wichtigen Film über das Phänomen, dass sich in der Schweiz jährlich 1200 Menschen umbringen – eine erschreckend hohe Suizidrate.»
– Geri Krebs für die NZZ, 16.03.2016

«Einfache Antworten sind keine zu haben: Wenn eine Person an einer klinischen Depression oder an Schizophrenie erkrankt, ist das nicht zwingend auf Ursachen in ihrer Biografie zurückzuführen. Auch dann nicht, wenn sich potenzielle Auslöser auf dem Lebensweg als Erklärungsversuche anbieten. «Dem Himmel zu nah» ist dementsprechend auch weniger ein Film über das Verstehen als über das Verstehenwollen: Man möchte die entstandene Lücke sinnstiftend füllen und wirft sich vor, dass man das Vorgefallene nicht hat verhindern können.»
– Georges Wyrsch für die Berner Zeitung, 23.03.2016

«Das vielleicht Eindrücklichste am Film sind (…) die Tonbandaufnahmen von Bruder Marius, in denen er sein eigenes Schicksal analysiert. «Das Leben auf der Strasse in Korea ist der Schlüssel zu meinem Leben», erzählt er dort. Die Aufnahmen, von denen Annina Furrer vermutet, sie seien während einer Psychose entstanden, fanden ihren Weg in den Film erst, als dieser schon zu einem Drittel fertiggeschnitten war. «Ich hatte Angst, die Tonbänder anzuhören», sagt die Regisseurin. Als sie beim Schnitt nicht weiterkommt, wagt sie sich an eines heran und findet darin eine neue Ebene für den Film. «Ich dachte: Jetzt hilft mir Marius noch posthum mit diesem Film.» …»
– Nils Sager für Der Oberhasler, 17.02.2016

«Hat sich Ihr Verhältnis zum Tod verändert?
Woody Allen hat einmal gesagt: «Ich bin dagegen.» Das kann ich unterschreiben. Vielleicht habe ich mittlerweile ­etwas weniger Angst. Aber nicht viel. Endlichkeit fährt einem erst so richtig ein, wenn man jemanden wirklich ­Nahen verliert.
– Annina Furrer in einem Interview von Regula Fuchs für Der Bund, 22.03.2016

«Dem Himmel zu nah ist ein Film, der es eindrucksvoll schafft, den Schmerz und die Unverständnis über den Verlust eines geliebten Menschen nachzuempfinden. Der zeigt, dass manche Seelen verloren sind, egal wie sehr man ihnen zu helfen versucht. Und der es letztendlich doch auch vermag, den Zuschauer mit einer hoffnungsvollen Note aus dem Kino zu entlassen.»
– Urs Arnold für cineman.ch

««Dem Himmel zu nah» (…) ist keine tränenreiche Nabelschau, sondern eine spannende Spurensuche – «Wann rieselte der Sand ins scheinbar intakte Familiengetriebe?» – und auch eine Erkundung dessen, was das Leben lebenswert macht…»
– Sarah Sartorius für die Berner Kulturagenda

Credits

ein Film von ANNINA FURRER Kamera und Ton PETER GUYER, ANNINA FURRER Montage KONSTANTIN GUTSCHER und ANNINA FURRER Musik BÄNZ ISLER Sounddesign BALTHASAR JUCKER eine Produktion der RECYCLED TV AG Produzentin MADELEINE CORBAT und PETER GUYER

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